Auf der Rohrer Höhe thront die 1939 errichtete Thinghalle*. Entworfen wurde sie von den Architekten Erwin Rohrberg und Eberhard Holstein im Auftrag des damaligen NS-Regimes. Sie sollte als Kultur- und Gemeinschaftszentrum dienen. Im Inneren wird der Baukörper von einer rund 20 m hohen Halle für die Leibesertüchtigung geprägt. Längs der Halle grenzen auf beiden Seiten mehrere kleinere Räume an, sogenannte 'Führungszimmer'. In ihnen sollte die Hitler-Jugend zu Themen der Partei ausgebildet werden. Da der Bau unter Denkmalschutz steht, ist er bis heute im Inneren, wie auch in der Außengestaltung fast unverändert seit seiner Einweihung. Von dieser Zeit zeugen unter anderem auch die von der Hallendecke herab hängenden Leuchter in Form von altgermanischen Sonnenrädern.
Da bereits kurz nach der Fertigstellung der Thinghalle der 2. Weltkrieg begann, wurde sie bereits wenige Monate nach ihrer Eröffnung von Versorgungseinheiten des Regimes genutzt. Nach Kriegsende bis 1949 wurde der Bau von den Besatzungstruppen bezogen. 1949 zog dann schließlich die Paulinenpflege hier mit einem heilpädagogischen Zentrum ein. Fortan wurden die ehemaligen 'Führungszimmer' unter anderem als Schlafräume für die in der Paulinenpflege untergebrachten Kinder genutzt. Bis heute wird die Thinghalle, ergänzt um verschiedene Nebenbauten, unter dem Namen Albert-Schweitzer-Schule als sonderpädagogische Schule genutzt.
* Der Begriff Thinghalle ist auf die Thing-Bewegung des NS-Regimes zurückzuführen. So wurden durch das Regime Thingplätze und Thingstätten überall im Reich eröffnet. Thing kommt aus dem germanischen und bedeutet Übereinkommen / Versammlung. Die Thing-Bewegung der Nazis fand in der Bevölkerung aber deutlich weniger Zuspruch, als erwartet. So wurden anstatt der ursprünglich geplanten 200 bis 400 Thingstätten lediglich rund 60 im Reich errichtet. Eines der bis in heutige Zeit wohl bekannteste Thing-Bauwerke ist das Berliner Waldstadion.