Ja, man mag sich wundern, aber bei dem Adler über dem Eingang zur Musik- und Turnhalle der Körschtalschule in Stuttgart-Plieningen handelt es sich tatsächlich noch um ein Relikt der NS-Diktatur. Es zeigt den sog. Reichsadler.
Das Gebäude wurde 1936 errichtet, der Adler, laut Kennzeichnung an der linken Sockelseite 1937 geschaffen. Als Künstler ist Jakob Wilhelm Fehrle zu nennen. Fehrle hat mehrere Auftragsarbeiten für das damalige Regime ausgeführt, trotz seiner ablehnenden Haltung der NS-Diktatur gegenüber.
Jedoch war seine Frau schwer krank und anders hätte er die immensen Behandlungskosten wohl nicht aufbringen können.
Innerhalb der Schule, aber auch der Politik hat es immer wieder Diskussionen gegeben, ob dieser nicht doch besser entfernt werden sollte.
Auch hat es seitens der Schule zu dieser Thematik z.B. spezielle Unterrichtsstunden am 27. Januar 2012 gegeben.
Der Tag wurde nicht zufällig gewählt. Denn schließlich ist seit 1996 dieser Tag der offizielle Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus seitens der Bundesrepublik.
Im Zuge dieser speziellen Unterrichtsstunden und auch den Tagen danach haben sich die Schüler immer wieder für dessen Verbleib ausgesprochen haben. Für die einen steht der Adler mit seinen ausgebreiteten Schwingen für ein Gefühl der Freiheit. Andere Schüler verbinden mit ihm das Gefühl von Geborgenheit. Mit dem Unrechtsregime bringt das Federtier jedoch scheinbar kein Schüler in Verbindung. Um so bemerkenswerter ist der Wunsch des Verbleibs des Reichsadler auch unter dem Aspekt zu sehen, dass ein Großteil der Schüler an der Körschtalschule einen Migrationshintergrund haben.
Und so wird der Reichsadler wohl noch viele Jahre über dem Eingang zur Turnhalle der Körschtalschule verharren und die Zeiten überdauern. So lang es die damit verbundene Ideologie nicht macht, ist es in Ordnung.